Die Kinder

Zielgruppe

Es werden Kinder und Jugendliche im Alter von 1 bis 17 Jahren, die nicht im Umfeld ihrer näheren Familie leben können, aufgenommen. Sie kommen ins CASA HOGAR DE JESÚS über ihre Familien, die auf der Suche nach Unterstützung sind, oder auf Anweisung der Gerichte, die eine institutionelle Unterbringung zum Beispiel nach Erfahrungen von Gewalt oder Misshandlung anordnen. Dabei gibt es zwei Gruppen mit denen unterschiedlich gearbeitet wird. Eine direkte und eine indirekte Gruppe. Die direkte Gruppe besteht aus Kindern die im Casa Hogar de Jesús leben und aus folgenden Gründen hierher kamen:

·        Körperliche Misshandlung durch Vater oder Mutter

·        Verlassen von den Eltern

·        Waisenkinder

·        Straßenkinder

·        extreme Armut

·        Mangelernährung

·        Sexuelle Misshandlung

·        Kinderarbeit

·        Vernachlässigung durch die Eltern

·        Risikosituationen

Je nach familiärer Situation und den Umständen des Falles, arbeiten wir mit den Kindern und Jugendlichen auf unterschiedliche Weise. Es besteht die Möglichkeit der Wiedereingliederung in nahe oder entfernte Familie, einer Adoptionsvermittlung und die Arbeit im Verselbständigungsprojekt mit den Jugendlichen.

Die indirekte Gruppe: dabei handelt es sich um Kinder und Jugendliche die wieder in ihre Familien zurückgekeht sind, die aber weiterhin vom Team betreut werden, damit sie nicht wieder Opfer von Gewalt und Misshandlung werden. Aktuell werden in diesem Folgeprogramm 15 Kinder betreut.

Einige Schicksale

 

Damian, 8 Jahre

 

Eines unserer Kinder, damals vier Jahre alt, wurde von seinen Eltern zurückgelassen. Nachdem er dreimal in kritischem Zustand wegen Unterernährung ins Krankenhaus eingeliefert wurde, wurde der Junge im Heim aufgenommen. Eine Wiedereingliederung in die Familie kommt nicht in Frage: Als die Polizei das Kind fand, war es schon 15 Tage lang in einem dunklen Zimmer ans Bett gefesselt und alleine zurückgelassen. Der Junge leidet an Epilepsie, Schwerhörigkeit und einer Fehlbildung der Genitalien. Fast wöchentlich müssen wir ins Kinderkrankenhaus in Quito fahren. Da er nicht reden kann, besucht er außerdem eine Schule für Behinderte, in der er Gebärdensprache erlernen soll. Zurzeit ist das Kind zur Adoption freigegeben. Um in seiner Welt anzukommen, bedarf es besonderer Pflege und Liebe. Mit Hilfe der Erzieher und Ärzte erhoffen wir eine gesunde Entwicklung.

 

Joseph, 8 Jahre

 

Die Polizei fand ihn auf der Straße. Durch Hinweise von außen gelang es uns seine Familie zu finden. Die Mutter mit seinen 4 Geschwistern lebt in Santo Domingo, in einem Stadtteil, der sich „Christo Vive“ (Jesus lebt) nennt. In diesem Viertel trifft man auf das Elend von Familien, die umgeben von Drogen, Prostitution und Alkohol leben. Es ist einer der gefährlichsten Stadtteile Santo Domingos. In diesem Umfeld wuchsen Josef und seine 4 Geschwister auf. Die Mutter verkauft Süßigkeiten auf der Straße, deswegen waren die Kinder die meiste Zeit alleine zu Hause, keiner von ihnen lernte etwas. Die große Schwester wurde von der Schule verwiesen und war diejenige, die sich um ihre Brüder kümmerte, während die Mutter arbeitete. Wir müssen vorsichtig mit Josef umgehen, da die Jahre auf der Straße seinen Fall besonders schwierig machen. Auch seinen Brüdern, Matias und Denzel, die auch im Casa Hogar de Jesús leben, müssen wir mit Respekt begegnen. Diese Gruppe von Brüdern braucht sofortige Hilfe und man muss auch mit der Mutter zusammenarbeiten, welche gerade selbst persönliche Schwierigkeiten hat. Ihr erster Ehemann, mit dem sie Daniela und Josef bekam, wurde ermordet. Die zweite Ehe, aus der Matias und Denzel hervorgingen, funktionierte nicht und ihr Mann verließ sie. Mit der dritten kam Gema und auch dieser Mann verließ sie. In ihrer mittlerweile vierten Ehe hat sie ein Mädchen mit 4 Monaten. Cecilia, so heißt die Mutter, hatte ein hartes Leben, da auch sie als Kind in einem Kinderheim lebte und von ihren Eltern verlassen wurde und kaum Erinnerungen an ihre Eltern hat. Diese Familie bedeutet alles in allem eine besondere Herausforderung.

 

Jair, 4 Jahre

 

Jair wurde von seinem Stiefvater misshandelt. Ihm wurde in das Gesicht geschlagen, zwei Rippen und der rechte Arm gebrochen. Er wurde ins Krankenhaus eingeliefert, von wo aus man uns benachrichtigte und wir die Verantwortung für ihn übernahmen. Jair befand sich 10 Tage im Krankenhaus. Wir fanden die Mutter, welche uns sagte, dass sie nicht dabei war, als sie den Jungen misshandelten. Sie arbeitet als Prostituierte in einer anderen Stadt. Jair lebt jetzt im Casa Hogar, wo er auch zur Schule geht. Gerade vollziehen wir das Anmeldeverfahren für ihn, da er keine persönlichen Dokumente hat und uns auch die Mutter in diesem Punkt nicht weiterhilft. Ein richtiger Kontakt zu ihr ergab sich bis jetzt noch nicht, sie tauchte nur einmal kurz auf und verschwand danach wieder.